Reisen in ferne Länder und fremde Kulturen, berufliche Auslandsaufenthalte und Hilfseinsätze
nehmen seit Jahren kontinuierlich zu. Das Thema „Reisestress und psychische Störungen“
ist bislang wenig beachtet. Daten zu Rückholungen, psychiatrischen Notfällen und Suiziden
auf Reisen beziehungsweise bei Auslandsaufenthalten liegen kaum vor. Basierend auf
einem öko-bio-psycho-sozialen Modell können verschiedene reisetypische Stressoren
unterschieden werden, hierzu zählen Kulturschock, Klima, Zeitverschiebung, Reizüberflutung
oder Isolation, Sprach- und Kommunikationshindernisse sowie Gefahrensituationen und
Gewalterfahrung. Es kann zu einer psychischen Ersterkrankung oder zu einem Rezidiv
kommen. Klinisch lassen sich verschiedene Angststörungen, Depressionen, Anpassungs-
und Belastungsstörungen, Psychosen und Entzugssyndrome unterscheiden. Zu den spezifischen
Störungen zählen das Jerusalem- und das Stendhal-Syndrom. Die psychiatrische Notfalltherapie
umfasst vor allem Kriseninterventionstechniken. Bei Delirien, Psychosen oder Erregungszuständen
erfolgt eine psychopharmakologische Notfalltherapie. Wichtig ist die Eruierung von
Versorgungsmöglichkeiten vor Ort, eventuell ist ein Rücktransport erforderlich. Präventiv
ist eine reisemedizinische Beratung essenziell. Eine bestehende Psychopharmakamedikation
sollte angepasst werden (Dosis, evtl. Depoteinstellung), mögliche Interaktionen sind
zu beachten. Bei Flugreisen sollten die Medikamente im Handgepäck mitgeführt werden.
Nach Rückkehr empfiehlt sich neben einer somatischen Kontrolle (Malariaprophylaxe,
Infektionen) gegebenenfalls eine Traumatherapie.
International travel and foreign work stays are increasing continuously, considering
travel-related illnesses not much attention is given to psychic disorders, however.
Based on an eco-bio-psycho-social model different travel-related stressors can be
separated like culture-shock, climate, time shift, isolation, over-stimulation, language
problems and violence. Stress can trigger or worsen psychiatric disorders like anxiety,
panic, mood, depressive, adjustment, psychotic and substance-related disorders. Among
specific syndromes are the Jerusalem and the Stendhal syndrome. Emergency psychiatric
medicine consists in crisis intervention techniques and treatment with psychotropics
(antipsychotics, anxiolytics). Supply possibilities at the face should be investigated,
return journey considered. Preventive consultation regarding medication (dosage, intake
schedule, interactions) should be undertaken, after return somatic and psychological
controls are recommended.
Key words
travel medicine - emergency psychiatry - culture shock - adjustment disorders